Als Finnland sich 1917 selbständig erklärte, wurden auch finnische Architektur und finnisches Design in einer Weise neu definiert. Finnland war früher ein Teil Schwedens und später Russlands, und die beiden Länder haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung vom ‘finnischen Stil’ gehabt. Noch einflussreicher ist jedoch die Natur, mit der die Verbindung seit jeher eng ist. Die Verbindung wurde besonders im 20. Jahrhundert betont, und das Design dieser Zeiten ist voller Metaphern aus der Natur.
In den 1930er Jahren spielte der internationale Modernismus in der Weltausstellung von Stockholm eine große Rolle und er war schon eine wichtige Stilrichtung in Finnland. Zum Beispiel Alvar Aalto hatte mehrere funktionalistische öffentliche Gebäude entworfen. Nach der Ausstellung wurde Modernismus wichtiger im Bereich des finnischen Kunstgewerbes, besonders in der Glasproduktion von Iittala, Karhula und Riihimäki und in der Keramik von Arabia. Spätestens in den 1930er Jahren wurde Finnland weltberühmt für sein Design, dank vor allem der Werke von Aalto. Seine innovative Möbel und erfinderische Glasprodukte sind auch heute sehr beliebt.
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden Weltausstellungen häufiger statt, und bis die 1950er Jahren hatte Finnland sich als eines der führenden Designländer der Welt etabliert. In den 1950er und 1960er Jahren war der Finnische Kunstwerbeverein verantwortlich für die finnischen Abteilungen der hoch geschätzten Designausstellungen von Mailand. Die preisgekrönten Abteilungen machten finnischen Designnamen, wie Wirkkala, Sarpaneva und Franck, in aller Welt bekannt.
Zusammen mit den Nachbarländern wurde das finnische Design zu einem Teil des sogenannten skandinavischen Designs. Damit begann auch die internationale Zusammenarbeit der nordischen Länder im Bereich Design und Architektur, und zum Beispiel in den Jahren 1954-1957 fand die Ausstellung ‘Design in Skandinavien’, die finnisches Design für über eine Million Besucher vorstellte, in 24 Museen in den USA statt. Die Farben, die Materialien, die Mischungen von Methoden und der Einfluss der Natur im skandinavischen Stil wurden mit Begeisterung empfangen.
In der 1970er Jahren wurden neue Materialien, wie Kunststoff und Glasfasern, immer mehr verwendet und mit neuen Techniken kombiniert. Die Bedeutung vom Design für die finnische Industrie wurde größer, und immer mehr professionelle Designers wurden angestellt. Ende der 1980er Jahren gründete der Kunstwerbeverein das Finnische Designforum, das finnische Design weltweit und in Finnland zu promoten.
Die 1990er Jahren brachten neue Herausforderungen. Das Land steckte tief in der Rezession und kämpfte gegen Arbeitslosigkeit, Bankkrisen sowie Inflation. Wirtschaftlich war der Zusammenbruch der Sowjetunion ein schwerer Schlag für Finnland, da es sich zu einem großen Teil auf den Osthandel stützte. Die finnische Regierung reagierte allerdings schnell und stellte neue politische Linie vor, wobei das Land sich von einer landwirtschaftlichen und industriellen Gesellschaft zu einer Dienstleistungs- und Hochtechnologiegesellschaft entwickelte. Dank der Strategie der Regierung, wo langfristige Entwicklungen vor kurzfristige bevorzugt waren, befindet Finnland sich oben auf der Liste des Weltwirtschaftsforums. 2009 war Finnland laut des britischen Legatum-Wohlstandsindex das reichste Land der Welt. Wesentlich in diesem Entwicklungsprozess war die Förderung von Design-Maßnahmen, besonders seitens der Finnischen Nationalen Stiftung für Forschung und Entwicklung (SITRA). 2000 hatte die Stiftung eine Strategie des Namens ‘Design 2005!’veröffentlicht, und Finnland trat das neue Jahrtausend als ein führendes Hochtechnologieland mit einer sehr hohen Investitionsquote und Marktführer wie Nokia.
Dieses Engagement zu langfristigen Entwicklungsprogrammen im Bereich des Designs ist zum Beispiel in der Arbeit des Designkomitees und des Designiums, eines Forschungszentrums für Designinnovationen, zu sehen. Designium ist ein Teil der Hochschule für Kunst und Design und sammelt durch Umfragen und Forschungen wichtige Informationen über Design für die Regierung. Ein Zeichen des Erfolgs von Finnland ist die Nominierung von Helsinki zur Designhauptstadt der Welt 2012 von ICSID (International Council of Societies of Industrial Design). Zufällig zelebriert die Stadt zugleich ihr 200-jähriges Jubiläum als Hauptstadt.